Im Schilderboeck des Carel van Mander von 1604 heisst es von Pieter Bruegel dem Alteren: "Die Natur hat wunderbar ihren Mann gefunden und getroffen, um wiederum von ihm herrlich getroffen zu werden". Damit ist schon das Wichtigste hervorgehoben, was den heutigen Betrachter an Bruegels Werk entzuckt: die Unmittelbarkeit seiner Schilderungen von Landschaft und einfachem menschlichen Leben. Als erster hat er - auf einer fruhen Italienreise tief vom Erlebnis der Alpen beeindruckt - Grosse und Weite der Natur und ihren jahreszeitlichen Wechsel anschaulich zu machen gewusst. Als erstem war ihm das Leben der Bauern und Bettler, der dorflichen Welt mit ihren taglichen Noten und derben Festen darstellungswurdig, so dass er schliesslich den Namen "Bauern-Bruegel" erhielt. Nirgendwo wird uns das landliche Leben im 16. Jahrhundert so prall vor Augen gefuhrt wie auf seinen Bildern, den Bauernhochzeiten, Kinderspielen, Sprichwortern. Seine Ernte-Bilder zeigen Mensch und Landschaft im schonen Einklang. Erst in den spaten Kompositionen tritt die menschliche Figur zugunsten gross empfundener Landschaftsschilderungen zuruck. Wie kaum ein anderer hat Bruegel - ein Moralist unter den Malern - das Tragikomische der menschlichen Existenz aufgezeigt, die menschlichen Torheiten gegeisselt und unablassig zu Verantwortlichkeit und Wahrung der Menschenwurde gemahnt. Von seinen Lebensumstanden weiss man wenig Genaues, er ist 1528/30 in Breda (?) geboren und 1569 in Brussel gestorben. Sein Wirkungskreis waren die Stadte Antwerpen und Brussel. Sein Leben und seine Haltung wurden gepragt durch die Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem Humanisten und Geographen Abraham Ortelius und dem Gedankenaustausch in einem Kreis katholischer Erasmus-Anhanger. Nur diesen Freunden und den Auftraggebern waren die originalen Gemalde des Malers bekannt. Wenn sein Werk dennoch eine gewisse Popularity errang, so geschah das dank der zahllosen Kupferstiche "nach Bruegel", die zeitgenossische Kunstler nach seinen Arbeiten schufen. Zu dem weitberuhmten Maler, dessen Kunst in ihrer spontanen Hinwendung zum Leben der einfachen Menschen so aktuell anmutet, wurde Bruegel erst im 20. Jahrhundert, als die Technik der modernen Farbreproduktion eine originalgetreue Wiedergabe ermoglichte. Nicht mehr als etwa 40 Gemalde und 100 Handzeichnungen Bruegels gelten als gesichert. Einen grossen Teil dieses Oeuvres bringt der vorliegende Band auf 48 Farbtafeln und in zahlreichen Zeichnungen und Stichen in eindrucksvoller Weise zur Anschauung. Leben, Werk und Zeit Pieter Bruegels werden in der Darstellung Wolfgang Stechows, eines hervorragenden Kenners der Bruegelschen Welt, lebendig vor Augen gefuhrt. Это и многое другое вы найдете в книге Pieter Bruegel (Wolfgang Stechow)